Dr. Johannisson in memoriam
Die Schulgemeinde des Gymnasium Dionysianum trauert um Studiendirektor Dr. Jürgen Johannisson, der am 11. März im Alter von 83 Jahren verstorben ist. Dr. Johannisson war in mancherlei Hinsicht ein Original, nicht nur weil er, der am 01.09.1977 in das Kollegium eingetretene Lehrer für Physik und Mathematik, nach Beginn seines Ruhestands im Sommer 2002 noch mit anhaltender Begeisterung für weitere drei Jahre einige Stunden Physik erteilte. Er tat dies natürlich in erster Linie, um drohenden Unterrichtskürzungen in diesem Fach zuvorzukommen, aber doch auch, weil er das Unterrichten, das kollegiale Miteinander, kurzum Schule als Haus des Lernens und der Begegnung nie als Last, sondern stets als eine anspruchsvolle, in hohem Maße befriedigende, gelegentlich wohl auch lustvolle Herausforderung betrachtete. So hat er seinen Schülerinnen und Schülern im Physikunterricht vorzüglich beigebracht, genau hinzuschauen, den Dingen auf den Grund zu gehen, Vermutungen und Hypothesen als solche zu betrachten, solange eine physikalische Gesetzmäßigkeit nicht im Experiment nachgewiesen war. Sein Unterricht lud geradezu dazu ein, sowohl Fragen zu stellen als auch Lösungen zu suchen, wobei sich seine Freude sowohl an der Theorie als auch am praktischen Experimentieren ganz offensichtlich auf seine Schülerinnen und Schüler übertrug. Die erzieherische Wirkung einer solchen Art von Unterricht kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Da war offensichtlich jemand, der es genau wissen wollte, aus dessen verschmitzt dreinblickenden Augen, die von einer beeindruckenden Haarpracht umrahmt waren, die Spannung auf eine Antwort abzulesen war; jemand, der in kein Klischee zu passen schien, der deswegen wohl gelegentlich mit dem gleichermaßen angesehenen und beliebten, ihm auch äußerlich ähnelnden Wissenschaftsjournalisten Jean Pütz verglichen wurde, womit er übrigens bestens leben konnte.
Dr. Johannisson, der auch verantwortlich für die Physiksammlung war und obendrein den historischen Teil der Sammlung restauriert hat, lag stets auch das Ganze der Schule am Herzen. Wenn man ihn auf Konferenzen oder auch im persönlichen Gespräch erlebte, konnte man davon ausgehen, dass er sich nicht mit halbfertigen Antworten zufrieden geben, sondern nachhaken, insistieren würde. Dabei pflegte er nicht mit dem rhetorischen Degen zu operieren, vielmehr führte er ein elegantes Florett, mit dem er, zuweilen wohl nicht ohne einen gewissen Genuss, zum Nachdenken anregte, aber durchaus auch Widerspruch herausforderte. So manche Stellungnahme kam dann als zunächst beiläufig wirkende Frage daher, und mit einem schlichten Aussagesatz konnte er aus seiner Sicht Fragwürdiges treffsicher einkreisen. Kurzum, das Stilmittel der Ironie verachtete er nicht, er wusste es jedoch stets mit der notwendigen Dosierung einzusetzen, nutzte es nicht im Sinne der persönlichen Distanzierung, sondern im Interesse der sachlichen Klärung. Vielleicht drückte sich darin auch die Skepsis, die Fragehaltung des Physikers, des Naturwissenschaftlers, der er ja war, aus.
Die Schulgemeinde des Gymnasium Dionysianum wird Herrn Dr. Johannisson ein ehrendes Gedenken bewahren. (Hu.)
Oliver Meer und Karin Schulz-Bennecke
Tags: Trauer am Dionysianum