Das Dionysianum verabschiedet Rainer Kessler in den Ruhestand
Nach dreißig einhalb Jahren am Gymnasium Dionysianum wurde am vergangenen Freitag Rainer Kessler von seinen Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. Auf besonderen Wunsch des Pensionärs wurde ihm die Urkunde von seinem langjährigen Schulleiter Herbert Huesmann überreicht, der bei der feierlichen Verabschiedung im Rahmen eines Mittagessens, zu dem Herr Kessler das Kollegium gemeinsam mit Helmut Kramer, der ebenfalls zum Ende des vergangenen Schulhalbjahres pensioniert wurde, geladen hatte, an die gemeinsame Zeit erinnerte.
Nach Beendigung seiner Referendarszeit begann Rainer Kessler am 4. September 1981 seinen Dienst am Gymnasium Dionysianum, wo er die Fächer Englisch und Erdkunde unterrichtete. Mit zwei Fächern, die in allen Jahrgangsstufen im Klassenverband unterrichtet werden, übernahm Herr Kessler regelmäßig Klassenleitungen, hauptsächlich in der Mittelstufe. Diese Funktion, die, so Herbert Huesmann, viel Kraft und Selbstdisziplin erfordere, habe Herr Kessler stets hervorragend ausgefüllt, nicht zuletzt, weil er im Umgang mit Jugendlichen immer den richtigen Ton getroffen und die Balance zwischen freundlicher Zuwendung und entschiedener Ansprache eingehalten habe.
Seit Einführung des schuleigenen Modells „Intensive English“, in dem in den Fächern Erdkunde, Politik und Geschichte Module in englischer Sprache unterrichtet werden, habe Rainer Kessler immer wieder den bilingualen Erdkundeunterricht in der 9. Jahrgangsstufe übernommen und dadurch auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet. Somit sei der Erfolg dieses Modells auch sein Verdienst.
Herr Huesmann wies auch auf die zusätzlichen Belastungen durch die große Zahl von Klassenarbeiten und Klausuren hin, die Herr Kessler als Korrekturfachlehrer zu bewältigen hatte. Sicher habe er dabei auch Erfolgsmomente erlebt, wenn er in einer besonders gut gelungenen Arbeit die Früchte seiner eigenen Arbeit als Lehrer ernten konnte. Häufiger seien aber sicher Momente der Frustration und der Enttäuschung angesichts sich wiederholender Fehler oder einfach nur kaum zu entziffernder Ausführungen gewesen. Dass Herr Kessler auch diese zermürbende, Zeit und Kraft raubende Tätigkeit diszipliniert, klaglos und gelassen erledigt habe, verdiene besondere Anerkennung. Überhaupt habe er alle Belastungen des beruflichen Alltags mit geradezu stoischer Gelassenheit ertragen, aber, so Herbert Huesmann, auch Gelassenheit fliege einem nicht einfach zu, sondern wolle mühsam und stetig erarbeitet sein.
Stellvertretend für das gesamte Kollegium richtete der Lehrerratsvorsitzende Heinz Köster das Wort an den scheidenden Kollegen, dessen launige und uneitle Art einfach da zu sein dem Kollegium fehlen werde. Rainer Kessler sei immer ansprechbar gewesen, wenn Hilfe benötigt wurde. Als Beispiel verwies Heinz Köster auf Situationen, in denen Rainer Kessler ohne lange zu überlegen eingesprungen war, wenn ein Kollege als Begleitung einer Klassen- oder Studienfahrt ausfiel.
Als Abschiedsgeschenk vom Kollegium hatte sich Herr Kessler eine Spende für die Schülerbücherei gewünscht, die er auch schon während seiner Dienstzeit mehrfach beschenkt hatte. Dafür wurde er von Marion Rech-Rapp, der betreuenden Lehrerin, mit einer Urkunde bedacht. Ob er ihre Einladung zu den regelmäßig stattfindenden Teambesprechungen in der Bibliothek annehmen wird, ließ der Pensionär jedoch offen.
Heinz-Werner Hausherr überreichte das Geschenk der Fachschaft Englisch, einen Stich der Londoner Westminster Abbey und eine Flasche Whiskey mit einem Hinweis auf die Aussage des schottischen Dichters Robert Burns, Freiheit und Whiskey gehörten einfach zusammen. Auf diese Freiheit habe Rainer Kessler geduldig hingearbeitet und die Kollegen in den letzten Monaten immer wieder daran erinnert, dass sie Grund hätten, ihn zu beneiden. Seinen besonderen Humor und seine oft pfiffigen und witzigen Ideen in den Fachkonferenzen werde er vermissen.
Statt einer Rede hatte sich die Fachschaft Erdkunde etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Da sie mit Rainer Kessler und Helmut Kramer gleich zwei Kollegen in den Ruhestand verabschiedeten, gestaltete sich die Suche nach dem passenden Geschenk, das beide gleichermaßen zufriedenstellen sollte, schwierig. Dies verdeutlichte Marc Bäumer in einer Power Point-Präsentation, in der die aus der Muppet Show bekannten Waldorf und Stettler alias Kessler und Kramer sämtliche Vorschläge ihrer Fachkollegen mit zynischen Bemerkungen zurückwiesen. Als Lösung präsentierte Herr Bäumer schließlich eine Spende für das schuleigene Projekt, den Bau einer Klinik in Bachabordo, Ghana, und entsprach damit dem Wunsch der beiden Kollegen.
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge – beides allerdings vor Freude – verabschiedete sich schließlich Rainer Kessler von seinen Kolleginnen und Kollegen und wünschte ihnen viel Kraft, Ausdauer und Gelassenheit für die weitere Arbeit. Als Anspielung auf die Verabschiedung des Schulleiters scherzte er: „Der Lotse ist schon von Bord gegangen, der Matrose stolpert jetzt so ein bisschen hinterher.“
Text und Bild: Antje Burkhard
Tags: Verabschiedungen und besondere Ereignisse am Dionysianum