Werner Friedrich in memoriam (21.03.1952 - 31.12.2023)
Professor Dr. Ulrich Eckhardt hätte ihm zugetraut, anstatt als Oberstudienrat an einem Gymnasium in der münsterländischen Provinz eine Aufgabe an verantwortlicher Stelle in der Kulturszene der Bundeshauptstadt Berlin zu übernehmen. Mit seiner stupenden kulturwissenschaftlichen Bildung, seiner Begeisterungsfähigkeit für die Präsenz von Auswirkungen und Spuren der Antike in der Gegenwart und nicht zuletzt seiner Ausdrucksstärke hätte er wohl auch jederzeit in die Feuilletonredaktion einer überregionalen Zeitung eintreten und dort reüssieren können. Werner Friedrich hat sich jedoch anders entschieden. Seine Verbundenheit mit seiner Heimatstadt Rheine und dem Dionysianum, in dessen Kollegium der Abiturient des Jahrgangs 1970 acht Jahre später eingetreten ist und dem er bis 2015 angehörte, war wohl zu stark, um den angedeuteten Verlockungen zu erliegen.
Er hat die Arbeit mit jungen Menschen im Alter zwischen 10 und 19 Jahren geliebt, gab sie ihm doch die Möglichkeit, deren charakterliche und geistige Reifung durch spannenden, die fachlichen Grenzen gerne auch mal überschreitenden Unterricht in Latein und Mathematik, zwei seit jeher besonders respektheischenden Fächern, intensiv zu fördern. Dies gelang ihm, indem er die Lernenden befähigte, Lösungsansätze selbstständig zu entdecken und zu entfalten. Das in beiden Fächern eingeübte logisch-stringente Denken und das durch den Lateinunterricht implizit geförderte allgemeine Sprachwissen sind nach wie vor eine exzellente Vorbereitung für den Eintritt in die nicht-akademische und akademische Berufswelt. Es war wohl auch der inspirierenden, den Heranwachsenden neue Horizonte erschließenden Begeisterungsfähigkeit Werner Friedrichs zu verdanken, dass einige seiner Schülerinnen und Schüler in Teams erfolgreich an Wettbewerben teilnahmen und so im Hinblick auf ihre Studien- und Berufswahl beeinflusst wurden. Unbedingt hinzuweisen ist jedoch auch auf seinen Einsatz für jene Schülerinnen und Schüler, die krankheitsbedingt oder aufgrund familiärer Probleme Rückstände aufzuarbeiten hatten. Mit nicht wenigen seiner „Ehemaligen“ pflegte er auch noch nach ihrem Abitur einen intensiven Gedankenaustausch.
Werner Friedrich, auf dessen zahlreiche, u.a. auf Bentlage bezogene Schriften hier nicht eingegangen werden kann, hatte stets auch das Ganze der Schule im Blick. In der Anfang der 1990er Jahre innerschulisch geführten, von der Öffentlichkeit mit großem Interesse begleiteten Auseinandersetzung über den Umgang mit dem Langemarckdenkmal leistete er wegweisende Beiträge, die mithalfen, die von vereinzelten Stimmen gewünschte Abrisslösung zu verhindern und einen erklärend-kommentierenden „Um‑gang“ mit dem Denkmal zu ermöglichen. Als exzellenter Romkenner hat er die Romfahrt der Schule im Jubiläumsjahr 2009 angeregt und maßgeblich mit vorbereitet. Bei der Erstellung der Festschrift 2009 profitierte die Schule in hohem Maße von seinen Erfahrungen als vielseitiger Buchautor.
Am 31. Dezember 2023 ist Werner Friedrich nach langer, mit großer Tapferkeit und Disziplin ertragener Krankheit im Alter von 71 Jahren verstorben. Die Schulgemeinde des Dionysianums wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. (H.H.)
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